Wenn derzeit über die Nachhaltigkeit von Kryptowährungen gesprochen wird, dreht es sich hauptsächlich um den Stromverbrauch. Dies aber greift zu kurz. „Viel wichtiger sind andere Themen“, sagt Tim Faltis, Verwaltungsrat bei FAIR ALPHA. „Kryptos und die Blockchain-Technologie haben das Potenzial, nachhaltige Anlagen vollständig zu verändern.“
Die Verengung der Diskussion auf den – allerdings gewaltigen – Energiebedarf der Kryptowährungen verstellt dabei den Blick für die Vorteile, die sich gerade in neuen Projekten und Herangehensweisen zeigen. „Zumal sich der Energiehunger in Zukunft deutlich reduzieren wird“, sagt Faltis. „Dann nämlich, wenn die nach Bitcoin zweitgrößte Kryptowährung, das Ethereum-Netzwerk, seine Form der Validierung ändert.“
Bislang werden Abgleich und Genehmigung der Blockchain durch Rechnerleistung erbracht – was viel Strom kostet. In Zukunft wird Ethereum auf die Lösung zurückgreifen, die bereits viele neue Blockchains verwenden, und statt Rechnerleistung nur den Besitz und die Verpfändung von Kryptos vorsieht. „Statt Proof of Work heißt es dann Proof of Stake und der Energiebedarf schrumpft enorm“, sagt Faltis. Und selbst, wenn der Bitcoin weiter bei seiner Form der Validierung bleiben will: „Auch hier gilt es, den Energieverbrauch in Relation zu setzen“, so Faltis.
So zeigt eine gerade von Galaxy Digital veröffentlichte Analyse, dass der Energieverbrauch des Bitcoin-Netzwerks deutlich unter dem des klassischen Bankwesens liegt. Auch gegenüber der Goldindustrie schneidet Bitcoin wesentlich besser ab. „Dabei handelt es sich um die beiden wesentlichen Konkurrenten im Sinne der Nutzung“, sagt Faltis. „Denn zum einen wird Bitcoin immer wieder als Parallelwährung für die Abwicklung von Zahlungen gesehen, wie im Bankwesen, und zum anderen als inflationssicherer Wertspeicher für Kapital, wie Gold.“
In der Analyse wird der Energiebedarf des Bitcoin mit rund 114 Terawattstunden pro Jahr berechnet. Das Bankwesen verbraucht mit rund 264 Terawattstunden pro Jahr mehr als doppelt so viel, die Goldindustrie mit rund 241 Terawattstunden pro Jahr ebenfalls. „Addiert man die beiden Bereiche, ließe sich durch die ausschließliche Verwendung des Bitcoin viel Energie sparen“, so Faltis.
Entscheidender als diese Diskussion sind aber die neuen Möglichkeiten, vor allem im Bereich Transparenz, die sich durch die Blockchain-Anwendungen ergeben. „Bislang ist es immer sehr schwierig nachzuweisen, welchen Impact ein Investment wirklich hat, oder auch ganz banal, wo es wie eingesetzt wird“, so Faltis. Auf einer Blockchain kann all dies nachvollziehbar und transparent abgelegt werden. „Auch der Austausch von Gutschriften aus Klimaschutzmaßnahmen zwischen Staaten, wie auf dem Klimagipfel von Glasgow gefordert, wäre so sehr einfach möglich.“
In jedem Fall werden Kryptotechnologien dazu beitragen, dass grünes Investieren deutlich transparenter und damit einfacher und zugänglicher wird. „Gerade für institutionelle Investoren ist es entscheidend, dass ihr Geld tatsächlich dauerhaft und nachvollziehbar echten Impact generiert“, so Faltis. „Deshalb ist davon auszugehen, dass in Zukunft viele Impact-Investments auch oder ausschließlich über Blockchains begeben werden.“